Weisser Sandstrand, blaues Meer, unter Palmen liegen mit einem kalten Drink in der Hand und ständig laufen leicht bekleidete Frauen über den Weg, die zu jeder Art der Begegnung ständig, bedingungslos und mehr oder weniger „kosten-/ und pflichtenfrei“ zur Verfügung stehen. Dazu noch die Idee, jeden Joint frei und ohne Risiken überall rauchen zu können, sich folgenlos an jungen Menschen sexuell vergehen zu können, jedes Delikt mit ein paar Euro erledigen zu können und eigentlich als „reicher“ Ausländer frei zu sein von der Beachtung der Gesetze und Regelungen….Sie verstehen, worauf ich hinaus will ? Ja, jeder Mensch arbeitet sich hier an seinem Klischee am Anfang ab. Was ist aber die Realität ?
Man kann sich mit Schmunzel der Realität nähern, hierzu ein paar Beispiele:
1. Das Gesetz zum Alkohlverbot ab 18 Uhr bzw. 15 Uhr und die Ausgangssperre abends ab 21:00 Uhr …oder später, je nach Region …wegen Corona:
Ja, dazu gibt es ein Gesetz und Gesetze sind unbedingt auch in der Dominikanischen Republik zu beachten. Meine aktuellen Erfahrungen zeigen, dass auch nach der gesetzlichen Zeit die Bars noch voll sind und der Alkohol fliest. Wie geht das zusammen ?
Die Polizei kann hier einschreiten und jeden Laden spontan schließen, das können Sie auch ohne das Gesetz ziemlich einfach, sie sind ja die Polizei und der ist Folge zu leisten. Wenn aber der Ladenbesitzer wohlwollend auftritt, nicht provoziert und seinen Respekt ausdrückt, dann muss der ganz konkrete Polizist, d.h. die Einzelperson, nicht unbedingt die Durchsetzung dieses speziellen Gesetzes gerade verfolgen und kann sich den vielen anderen Pflichten und Gesetzen widmen. Konkret: Bier wird abends nicht in der Flasche ausgeschenkt, sondern in Pappbechern, die Flaschen bleiben hinter der Theke. Der Polizist nimmt an der abendlichen Feier selbst teil und wird, weil es doch so schön gerade ist, eingeladen und versteht, dass es hier nicht um irgendeinen Verstoß von Regelungen geht, sondern dass der Wert einer solch schönen Zusammenkunft unterschiedlicher Kulturen und der Freude daran gerade einen höheren Wert darstellt, Gesetze gelten generell, im Einzelfall wird es unterschiedlich gewichtet angewendet, ausserdem hat auch nicht jeder Polizist eine Uhr dabei und wenn er den einen Laden nicht schließt, sollte er den Nachbarladen auch nicht schließen, gleiche Rechte für alle, sonst gibt es Stress. Viele lokale Polizisten wollen nicht Spielverderber sein, sie sind Teil von Großfamilien, die oft als Gäste teilnehmen (…der Polizist in der Dominikanischen Republik ist kein böses Gegenüber in den kleineren Orten, sondern Teil der Gemeinschaft). Jeder Polizist ist verpflichtet, die Interessen der Bürger und Touristen zu schützen, statt spaltend zu provozieren. Es geht weniger um Begriffe wie Korruption und Bestechlichkeit, sondern eher um „die Kirche im Dorf lassen“ und „es wird nicht so heiss gegessen (…oder getrunken :-)) wie gekocht“.
2. Das Fahren mit Motorrädern in der Dominikanischen Republik:
Mit viel Unverständnis sehe ich seit Jahren, dass die Einheimischen keinen Helm tragen, obwohl gerade die Todesraten im Verkehr hier weltweit am höchsten sind. Nun, in diesem jahr sieht man ständig Motorradfahrer mit Maske und ohne Helm :-), wie geht das zusammen, denn hier muß man gar nicht im öffentlichen Aussenbereich oder beim Motorradfahren eine Maske tragen ?
Der Dominikaner liebt die Freiheit, die rote Ampel hält nur Autofahrer auf (das Gesetz kann nicht für Motorradfahrer leicht umgesetzt werden), nicht aber die heimischen Motorradfahrer. Zur Durchsetzung der Helmpflicht werden Strassensperren ab und an aufgestellt und jeder festgehaltene Fahrer hat nicht nur alle Papiere vorzulegen und dann auch (nur der Fahrer, nicht der Beifahrer !) einen Helm (es reicht um den Arm) zu tragen bzw. bei sich zu haben. Sonst wird das Motorrad konfisziert und auf bereitgestellten Lastwagen abtransportiert. Ja, so wird Karibisches Leben gelebt. Übrigens haben die Dominikaner gut verstanden, dass man an Covid-19 sterben kann und mann kennt das Risiko nicht so genau, da ist es wohl besser, eine Maske vorsorglich zu tragen, die Freiheit wird ja nicht eingeschränkt, denn man muß die Maske gesetzlich ja nicht immer tragen, sondern nur in bestimmten Geschäften oder im Kontakt mit Behörden. Die Polizei selbst hat Masken dabei, setzt sie aber auch nicht ständig auf, sie fahren gegen die Einbahnstrassen im Verkehr usw. Sie sind ja die Polizei und sie sehen weniger den „Vorbildcharakter“ als Aufgabenstellung, eher kann man sagen, ihnen gehört der Baukasten an Gesetzen und Regelungen und sie wenden diese Regelungen in ihrer Aufgabe im Dienst am Bürger an. Der Verlust des Motorrades ist sehr schmerzlich für die Betroffenen, klar, die Polizei tut ihren Dienst und erzieht auch. Es werden aber oft Wege gefunden, um Härten herauszunehmen, manchmal bekommt man das Motorrad auch leicht wieder usw.
Einen rechstfreien Raum gibt es hier im Lande ausdrücklich nicht. Drogendelikte, wenn sie mal verfolgt werden, führen ins Gefängnis und der Mißbrauch von Minderjährigen ebenfalls (sollte es auch und tut es !). Man kann eher sagen, und das gilt im Unterschied zu anderen Karibikstaaten der Umgebung, dass die Polizei allgemein sich nicht in freier Willkür, nicht in politischer Haltung repressiv gebährdet und auch nicht exzessiv egozentrisch zum existenzbedrohenden Schaden für den Touristen oder Einheimischen auftritt, im Gegenteit, es gibt sogar eine Tourismuspolizei (Cestur), die dafür sorgt, dass die Wogen schnell geglättet werden und Harmonie bzw. Interessenausgleich schnell wieder hergestellt wird, allein, um schon die schlechte Presse zu vermeiden. Man sucht die Lösung vor einem Verfahren gern gemeinsam, wenn es möglich erscheint. Die Polizei im Allgemeinen tritt nicht auf als Besatzungsmacht der Bürger, sondern eher als Durchsetzer und Regler im Interesse Aller, offensichtliches Fehlverhalten mit Schäden gegenüber Dritten und dann auch noch sichtbar und eingefordert, das wird auch verfolgt.
3. Prozessketten sind oft nicht durchdacht, im Interesse der handelnden Personen/Organisationen kann man den Grund oft nicht festmachen.
– Man kann 30 Minuten unter Einbindung von 4 Mitarbeitern brauchen, um schlicht Geld in einer Bank umzutauschen. Ich rede nicht von einer Wartezeit am Schalter, die kann noch oben draufkommen. So geschehen in der Bank Santa Cruz vor ein paar Tagen: 5x dasselbe EuroGeld gezählt, 3 unterschiedliche Computer genutzt, zweimal das Tauschgeld aus der Schubalde genommen, gezählt und wieder weggelegt, irgendwann wird man ungehalten und der Prozess wird dann zielgerichteter weitergeführt, aber nicht immer 🙂
– Man kann hier eine chemische Reinigung gegen Ungeziefer in den grossen Condos erhalten (unangekündigt stehen sie plötzlich mit Maske und Schutzkleidung vor der Tür), die eigentliche Reinigung der Wohnung wird aber nur gegen hohe Extragebühr ergänzt, sonst bleibt sie aus. Es braucht ja nicht viel Intellekt, um zu verstehen, dass das Ungeziefer durch die Rohre in den Apartments hochkommt und eine Teilreinigung höchsten die Viecher motiviert, den Aktionsradius etwas zu verschieben 🙂 …
Hier ist leider Gelassenheit gefragt und die Chance, einen Gesprächsbeitrag in trauter Runde liefern zu können…
4. Covid-Erfahrung am Flughafen
Ich kam am Flughafen an und wurde als Checkperson aussortiert, damit ich genauer bzgl. Einhaltung der Covid-Regeln geprüft würde. Ich habe mit einer Handbewegung darauf hingewiesen, dass ich das gerade nicht brauche, man widmete sich dann einer anderen Person, die mit mehr Respekt den Wünsche des Personals Folge leistete. Natürlich ist das keine Regel usw. aber alles ist hier gelassener und niemand will Stress. Ich kam spät in der Nacht (Ausgangssperre), bin dann in eine Kontrolle geraten (klar geht das bei Anreise manchmal nicht anders…) und seitdem reicht diese Angabe, um auch abends später den öffentlichen Raum betreten zu können. Man sollte es nicht oft tun oder scharfes Verhalten ständig provozieren, aber es geht eben als Ausländer in diesem Karibikstatt manches weniger formal. Den ganzen Stress vorher mit PCR-Test innerhalb von 48 Stunden (zum Anreisezeitpunkt war das kaum erreichbar) hat sich in meinem Fall als vollkommen überzogene Sorge erwiesen. Bei dem aktuell nötigen E-Ticket kommt es einzig darauf an, dass am Ende ein Barcode herauskommt, den man drucken kann. Die auszufüllenden Felder kann man teils aufgrund von Formatvorgaben oder merkwürdiger Fragestellng nicht beantworten oder eintragen… dann muß man entspannt eintragen, was geht, damit der Barcode herauskommt 🙂 das reicht. Es wäre überzogen, Gott und die Welt um Hilfe beim Ausfüllen anzuflehen, denn wenn man trotz extremer Verbreitung dieses Tools es nicht schafft, merkwürdige Fragen oder falsche Formatvorgaben zu verbessern (Telefonfeld), werden Sie auch niemanden finden, der Ihnen bei der Unterstützung zur korrekten Eingabe hilft.
5. Die „harten Fakten“:
Ja, die Dominikanische Republik ist in der Karibik und wohl auch der Staat, der dem Klischee am nächsten kommt:
Weisse Strände, zahlreich und auch mal einsam, das stimmt, es gibt aber auch Korallengebiete oder spitzes Vulkangestein direkt bis zum Strand oder auch Steilküstenlagen. Ja, der Norden gehört streng genommen nicht zur Karibik, er grenzt an den Atlantik. Hier ist das Wasser etwas kühler, weniger gesättigt, es gibt weniger Wirbelstürme und Extemwetterlagen. Im Lande gibt es hohe Gebirgszüge, die den Norden gut vor großen Stürmen schützen, aber auch hier kann sich ein Wirbelsturm mal verirren. Hinter vielen Stränden gibt es Bars, Restaurants und Cafes, oft günstig und entsprechen auch manchem Klischee in Aufmachung und Betrieb der Anlage, d.h. grosses Kuschelkissen am Strand, Sonnenschirm mit bequemer Liege, Cocktail bis zur Strandliege, alles da. hat man Freude an exotischen Pflanzen und Tieren, mag man auf dem Markt oder an der Strasse unbekannte Früchte kaufen und mit Lebensmittels kulinarisch experimentieren, dann ist man hier richtig, ist man konservativer nterwegs, gibt es überall Lebensmittel-Importgeschäfte, man muß auf nichts verzichten, kann das aber. Das ganzjährig gemäßigte Klima ermöglicht ein gesundes Leben, verlängert und qualifiziert dieses Leben, viele Sportarten (vom Schwimmen bis zum professionellen Surfsport) , alles geht hier im Lande und hält lange jung, offen und erfrischend.
Auch die einheimischen Frauen und Männer, oft jung und schön anzuschauen, elegant graziös in ihren Bewegungen, gern mit offenen Augen und Erwartungen an deutlich ältere Männer und Frauen gerichtet, alles tatsächlich da und wirkt unerfahren und frei.
…Aber unerfahren sind die Einheimischen sicher (auch) nicht ! Finger weg von einheimischen Frauen und kurzem Flirt oder weitergehender Begegnung, das ist hier ein guter Rat. Es gibt so viele schlechte Geschichten und Erfahrungen hierzu. Oft wird der Langzeitaufenthalt durch solche Erfahrungen zum Albtraum und muß dann auch ein Ende in der Ursprungsheimat finden, weil alles geplante Geld weg ist und hier nur Sorgen und Nöte geblieben sind. Dies ist keine Bewertung der einheimischen Bevölkerung oder auch der betroffenen Touristen, es treffen Kulturen heftig aufeinander, gravierende Horizontunterschiede, die bei den ersten Begegnungen nicht hinreichend wahrgenommen werden. Sexuelle Ausbeutung, Touristen klatschen, der Machtmissbrauch aufgrund des finanziellen Reichtums/Armut, das „nicht Ernstnehmen“ des Anspruches in puncto Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, es gibt sehr viel Leid, an dem getragen wird. Natürlich gibt es überall Ausnahmen und gelungene, gute Beziehungen, der Regelfall ist aber leider anders, auch grosse Vermögen können in kurzer Zeit im Feuer stehen, körperliche Gewalt auch aus den hiesigen Großfamilien heraus ist üblich in diesen Auseinandersetzungen. Die Ideen zu Karibik, Freiheit und Glassenheit im Leben sind dann meist verloren. Es entstehen auch im höheren Alter noch lange und tiefe Freundschaften zwischen Familie, gleichgeschlechtlichen Menschen oder auch mit unterschiedlichem Geschlecht, wenn man aus demselben Kulturkreis kommt oder dieselbe Sprache spricht. Aber es gibt auch Einsamkeit und Hilflosigkeit im Alter, denn man kann ja vor sich selbst nicht weglaufen. Gelang keinerlei Kontaktaufnahme in der Ursprungsheimat, dann kann es auch hier schwierig werden, definitiv ist es aber in der Karibik leichter, weil alle Ausländer in einer Sondersituation sind und dadurch die Kontakthürden sicher niedriger.